Abiturient der BBS I Osterode absolviert neben Schule ein Studium


Mai 2018 – Ein Interview über Möglichkeiten, die unsere Region bietet


Lieber Jan,

Sie besuchen die 13. Klasse des Beruflichen Gymnasiums mit dem Schwerpunkt Technik an den BBS I Osterode und absolvieren parallel sogar ein Studium. Ihr Ziel ist die Allgemeine Hochschulreife (Abitur). Viele denken, an einem Beruflichen Gymnasium könnte man nicht das „richtige Abitur“ und damit die Allgemeine Hochschulreife erlangen. Das stimmt nicht. Der Unterschied zum Allgemeinbildenden Gymnasium besteht darin, dass es an den Beruflichen Gymnasien sogenannte Profilfächer gibt, die sich an dem jeweiligen beruflichen Schwerpunkt orientieren für den sich Schülerinnen und Schüler vielleicht besonders interessieren. Diese Profilfächer setzen dabei aber kein Vorwissen voraus. Mit dem Abitur am Ende kann im Anschluss trotzdem JEDES Studium an JEDER Uni aufgenommen werden, unabhängig davon, welchen Schwerpunkt man gewählt hatte.    

Warum haben SIE sich die BBS I Osterode als Schule ausgesucht, das Abitur dort abzulegen?

Osterode ist meine Heimatstadt. Der Schulweg ist für mich daher kurz. Außerdem habe ich Freunde, die mit mir die Realschule beendet haben und auch auf das Berufliche Gymnasium gegangen sind. Hinzu kam, dass meine Schwester zuvor hier an den BBS I Osterode ihr Abi gemacht und gute Erfahrungen gesammelt hat.

Des Weiteren ist der Schwerpunkt Metalltechnik ein spannendes Feld. Gerade die 13. Klasse mit dem Schwerpunkt „Automatisierung“ ist ein Highlight. Zudem ist es im Nachhinein eine gute Wahl gewesen, da ich mich bei einem Automobilhersteller beworben hatte und so mit Fachfachwissen im Maschinenbau punkten konnte.

Welche Unterrichtsinhalte finden Sie in der Schule denn besonders spannend und welche Fächer haben Ihnen bisher am meisten Spaß gemacht?

Am meisten freue ich mich auf den Matheunterricht.  Über diesen Weg bin ich auch zur Informatik gekommen, da es ein Teilgebiet der Mathematik ist. Vor allem die Hilfsbereitschaft ist dabei bemerkenswert, die mein Mathelehrer an den Tag legt. Der Unterricht fühlte sich selten wie eine große Herausforderung an, sondern wie ein Abenteuer durch die Analysis & Co. Herr Appenrodt kann seine Kurse mit einer hohen Präzision durch das Abenteuer führen.

Der Unterricht in Informationsverarbeitung hat mir genauso viel Freude bereitet. Die Themen in der Oberstufe sind immer spannender geworden. Daher habe ich auch angefangen, selber Webapps in anderen Sprachen zu schreiben. Im Unterricht konnte ich hin und wieder auch eigene Projekte einbringen und Databases designen. Bei Fragen stand mir mein IV-Lehrer Herr Wenzel immer zur Seite und unterstützte mich, indem er mir neue Aufgaben gab, die ich mir aneignen konnte, wie z. B. die Modellierung objektorientierter Programme mit UML-Diagrammen.

Jan, hervorzuheben ist, dass Sie neben Ihrem Schulbesuch ein Frühstudium an der TU Clausthal in Informatik absolvieren. Jetzt zum Ende der 13. Klasse sind Sie dort schon im zweiten Semester.
Wann und wie kam Ihnen die Idee, ein solches Studium neben dem normalen Schulalltag aufzunehmen?

Unsere Schule hat eine Kooperation mit der Technischen Universität Clausthal. Deshalb konnte ich vor fast genau einem Jahr an einem Wochenende an der TU ein Schülerseminar besuchen, um mir die Schwerpunkte eines Informatikstudiums anzusehen. Dort wurde auch gesagt, dass man schon in der Schulzeit anfangen kann, sich professioneller mit dem Programmieren auseinanderzusetzen. Die Möglichkeit klang für mich interessant und so sprach ich darüber mit meinem IV-Lehrer Herrn Wenzel und mit unserer Koordinatorin Frau Vietor-Kienke. Beide unterstützten mich.

Wie lief das Verfahren bis zu Ihrer Aufnahme ab?

Das ging sehr schnell. Ich habe mir die nötigen Formulare von der Uni ausgefüllt. Anschließend musste die BBS I Osterode eine Einverständniserklärung unterschreiben, dass die Lehrkräfte mir so ein Studium neben der Schule zutrauen, ohne dass meine schulischen Leistungen leiden würden. Danach brauchte ich alles nur noch per Post an die Uni zu schicken.

Müssen Sie nicht auch Vorlesungen besuchen? Wie funktioniert ein solches Studium neben dem Schulalltag?

Die Uni ist gut auf Frühstudenten eingestellt. Die Vorlesungen und Übungen sind nachmittags. Die „Frühchen“ haben den Vorteil, dass von der Uni Vorlesungen und Übungen zusammen auf einen Nachmittag pro Woche gelegt werden. Dadurch muss ich nur einmal pro Woche nach Clausthal fahren. So hatte ich Donnerstag von 15:00 bis 16:30 Übung / Testat-Abnahme und von 17:00 bis 18:30 Vorlesung. Das Frühstudium wird von der TU-Clausthal und von der Schule voll unterstützt. Die Schule hat sogar geprüft, ob mein Stundenplan geändert werden muss und bei unvorhergesehenen Überschneidungen, z. B. bei Unterrichtsverlegungen, konnte ich mit den Lehrerinnen und Lehrern reden, sodass wir immer gemeinsam eine Lösung fanden.

Welche persönlichen Voraussetzungen benötigt man für das Studium?

Vom Prinzip kann es jeder machen, da kein Wissen vorausgesetzt wird. Jedoch sollte man schon eine Affinität zu Computern haben und abstrakt denken können. Es hilft auch, wenn man ein großes Problem in kleinere aufteilen kann, um diese systematisch und nacheinander bearbeiten zu können. So kann man die Aufgaben an der Uni leichter erledigen. Aber am wichtigsten ist es, nicht sofort aufzugeben. Zu Beginn arbeitet man oft nach dem Prinzip „trial and error“. Generell liegt der Fokus bei diesem Frühstudium nicht auf dem Lernen einer speziellen Programmiersprache. Es geht vielmehr um das Erlangen einer Programmier-Kompetenz, die unabhängig von speziellen Problemen oder Systemen und sogar von der Programmiersprache ist.

Möglicherweise interessieren sich einige Schüler/innen auch für ein solches, paralleles Studium zum Schulbesuch. Ist der Studiengang Informatik, den Sie studieren, die einzige Möglichkeit, ein solches Frühstudium aufzunehmen? Welche weiteren Möglichkeiten gibt es?

Soweit ich weiß, gibt es zurzeit neben Informatik auch noch weitere Angebote an der TU-Clausthal, z. B. Mathematik, Physik, Chemie, aber auch Wirtschaft und Recht sowie Ingenieurswissenschaften. Die zentrale Studienberatung der TU-Clausthal kann da bei Interesse jederzeit angesprochen werden.

Wie geht es nach dem Besuch der BBS I Osterode weiter?  Nicht mehr lange und Sie haben Ihr Abitur „in der Tasche“.

Ich werde nach Karlsruhe ziehen und mein Studium quasi fortsetzen und an der DHBW Karlsruhe ein Duales Studium „Angewandte Informatik“ beginnen.

Dann wünschen wir Ihnen dabei und natürlich auch für das laufende Abitur viel Erfolg und bedanken uns ganz herzlich für dieses Gespräch. Alles Gute!